Chronik der Erntefeste

Cammer Erntefeste seit 1947


Vorwort

Erntefeste gehören zum Brauchtum. Festessen und Tanz prägten diesen Tag. Meist sind diese Erntefeste durch die Gutsherren entstanden, die alle Mägde und Knechte z. B. mit Erntebier und festlichem Essen bewirteten. Vorausgegangen war die Übergabe der Erntekrone oder des Erntekranzes. In den Erntekranz eingebunden war der Antlasskranz, ein Kranz aus Kräutern, Blumen und dem Antlassei, der an Gründonnerstag gebunden worden war, dem Antlasstag (von antlâz, Ablass, Nachlass von Sündenstrafe, weil zu Gründonnerstag die „öffentlichen Büßer“ wieder in die Kirche aufgenommen wurden). Kräuter und Eier dieses Tages galten als besonders heilkräftig. In Schottland hat sich die Erntesuppe „Hotch-potch“ aus frischem Fleisch und den besten Gartengemüsen bis heute als Spezialität erhalten. In einigen Gegenden wird aus den letzten Garben eine „Erntepuppe“ hergestellt, die als „Opfergabe“ auf dem Feld verbleibt. Anderswo wird die Erntepuppe zum Fest mitgenommen, wo sie beim Ehrentanz mitwirkt. Wo die letzten Garben zu einem Erntekranz gewunden und auf den Hof gebracht wurden, war es manchmal auch üblich, diese Getreidebüschel vor Weihnachten einzusammeln. Die Ähren wurden zu einer Garbe zusammengebunden und als Weihnachtsgarbe für die Vögel auf einer Stange – oft vor der Kirche – aufgesteckt. Der Weihnachtsfriede bezog in einer ganzheitlich denkenden Zeit auch die Natur und besonders die Tiere mit ein (Lüttenweihnacht). Moderne „Erntepuppen“, die heute auf den Feldern zu sehen sind, werden aus Strohballen gebildet. Erntedankelemente sind auch in vergleichbaren Festivitäten enthalten: Der Almabtrieb in den Bergen beinhaltet sie ebenso wie manche Heiligenfeste im Spätherbst. Das Fest des hl. Michael (29. Sept.) gehört dazu wie das des hl. Martin (11. Nov.), an dem die Martinsminne (der neue Wein) getrunken und die Martinsgans gebraten wird.

 

Chronik Erntefeste Cammer

Es gehört auch zur Tradition der hiesigen Gegend, dass nach eingefahrener Ernte, ein Erntefest gefeiert wird. Bekannt ist, dass In Cammer im Jahre 1947 nach dem Krieg das erste Erntefest am Hofe Watermann Nr. 20 (heute Röckemann, Vorm Walde 49) durchgeführt wurde. Der Wunsch, wieder Fest zu feiern war stark von den Entbehrungen und Erlebnissen der Kriegsjahre geprägt. Die Erntefeste 1947 – 1952 organisierten örtliche Bürger und Vereine. Ab 1953 gründete sich die Dorfjugend als „Interessengemeinschaft zur Durchführung des Erntefestes“ unter der Führung von Fritz Rösener. Aus dieser Zeit sind leider keine schriftlichen Unterlagen mehr vorhanden, die Angaben basieren daher auf Aussagen von Zeitzeugen. In den sechziger Jahren erfolgte eine straffere Organisation als „Idealverein“. Am 07.08.2000 erfolgte die Eintragung in das Vereinsregister. 

 

1948

Von links: Willi Schmidt, Erna Denker, Sophie Kellermeier, Hilde Westphal

Luise Witte, Jupp Witte, Sophie Bicknese, „Knecht Meinsen 14“, Elsbeth Maron

 

Von links: Sophie  Volkening, Willi Schmidt, Erna Denker, unbekannt, unbekannt, Heinrich Westphal, unbekannt, Willi Stüting, unbekannt, Hilde Westphal, unbekannt

 

 

Von links: Sophie Volkening, Willi Schmidt, unbekannt,  Erna Denker, Heinrich Westphal, Sophie Bicknese, Luise Schäkel, Jupp Witte, unbekannt, Hilde Westphal, unbekannt, Fr. Niemann, Willi Stüting

 

 

 

 

Bildergalerie zum Erntefest 1948

1949

Ein Plakatbild vom Erntefest Cammer 1949.

Es wurde handgemalt von Rudi Stahlhut, dem Großvater von Nico Stahlhut

(1. Vorsitzener mit Amtszeit 2013-2018)

 

Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle das langjährige, schon 60 Jahre dauernde Engagement von Fritz Rösener sowie das Wirken von Fritz Spannuth (25 Jahre Vorsitzender). Er hat wichtige Impulse und die Weiterentwicklung der Dorfjugend maßgeblich mitgestaltet.

 

1952

„Stepke - der Samba-Reiter“

 

Fritz Rösener beim Erntefest 1952.

Im Hintergrund die Gebäude von Chluba (heute Dankerser Str. 4)

 

Festwirte

1948 – 1961 Heinrich Volkening
1962 – 1973 Adolf Seele
1974 – 1977 Martel Kara
1978 – 1981 Brigitte Kowalewski
1981 – 1982 Gudrun Senne
1983 – 1991 Gerd Langwald
1992 – 1995 Rudi Horstmann (Geschäftsführer Cammer 26)
1995 – 1997 Stefan Krenz (Geschäftsführer Cammer 26)

 

Veranstaltungsorte

1947 – 1947 Festzelt Hof Watermann

1948 – 1985 Festsaal Gasthaus „Schaumburger Wald“ (später Cammer 26)

1986 – 2011 Festzelt am Dorfgemeinschaftshaus

2012 - Saal Cammer 26

 

Tanzkapellen

In den Anfangsjahren spielten in der Regel die Kapellen „Witzki“ und „Schoder“, aber auch zweimal die Bückeburger Jäger. Ab den sechziger Jahren bis 1999 sorgten die Kapellen „Struckmeier“, „Starlights“, „Goldwing“ und "Telstars" für die Musik

 

 

Kapelle Witzki

von links: Karl Rodenbeck, Karl Schmidt, Heinrich Schwier „Litit“, Fritz Rust (Bruder von Otto Richter’s Mutter)

 

 

Kapelle Telstars

Namen der Bandmitglieder v.l.n.r.:

Albert Erker, Günter Habbe, Friedhelm Fiestelmann, Hans-Wilhelm Schulz

 

 


Kapelle Goldwing

Namen der Bandmitglieder von links:

 

Norbert Baum, Dieter Bals, Gaby März, Björn Kolodzie, Dietmar (Lemmy) März.

 

 

 


Live Band Sunrise (2009)

 


Live Band Steam (2017)


Live Band Graffiti (2018 und 2019)


Dorfjugendvorsitzende

Ab 1950 übernahm die Dorfjugend unter Leitung von Fritz Rösener, im Auftrag der örtlichen Vereine die Organisation und Ausrichtung des Erntefestes.

 

1950 – 1956 Fritz Rösener

1956 – 1979 Fritz Spannuth

1979 – 1990 Hans-Georg Terner

1990 – 1999 Thomas Wessling

1999 – 2001 Mario Terner

2001 – 2005 Andreas Schmidt

2005 – 2006 Alexandra Storm

2006 – 2009 Sebastian Lohmeyer

2009 – 2013 Jan Deppermann

2013 – 2018 Nico Stahlhut

2018 – 2022 Hannes Terner

ab 2023 - Marlin Schillack

 

Im Jahre 1959 wurde die Dorfjugend eine „selbstständige“ Organisation und wickelte von da an das Erntefest in einer Regie und auf eigenes Risiko ab.

 

Erntebauern in Cammer

1947

Karl Watermann

Vorm Walde 49

1948

 

 

1949

 

 

1950

 

 

1951

Leonore Bicknese

Friller Str. 18

1952

 

 

1953

 

 

1954

 

 

1955

 

 

1956

 

 

1957

 

 

1958

 

 

1959

Emil Chluba

Dankerser Str. 3

1960

 

 

1961

Karl Diekmann

Cammer Brink 12

1962

 

 

1963

 

 

1964

Friedrich Hattendorf

An der Riehe 4

1965

 

 

1966

 

 

1967

 

 

1968

 

 

1969

 

 

1970

Willi Brandt

Schulbrink 11

1971

Josef Witte

Friller Str. 29

1972

Heinrich Schering

Dankerser Str. 26

1973

Karl Heine

Cammer Brink 10

1974

Heinrich Brandt

Cammer Brink 1

1975

Friedrich Brinkmann

Holzkamp 3

1976

Karl Hahne 

Cammer Brink 13

1977

Karl Diekmann  

Cammer Brink 14

1978

Heinz Weßling

Denkmalsweg 1

1979

August Lawrentz

Schulbrink 8

1980

Arnold Veerhoff

Wietzer Horst

1981

Ludwig Schäkel

Cammer Brink 4

1982

Diethelm Alzen

Vorm Walde 51

1983

Karl Bornemann

Dankerser Str. 3

1984

Karl Heine

Cammer Brink 10

1985

Heinrich Schering

Dankerser Str. 26

1986

Willi Knoop

Gieseckenbrink 17

1987

Heinrich Hattendorf

An der Riehe 4

1988

Karl-Heinz Bilo

Im Grund 18

1989

Heinrich Bade

Im Grund 10

1990

Jörn Prange

Dankerser Str. 30

1991

Heinrich Brandt

Vorm Walde 45

1992

Heinrich Brandt

Cammer Brink 1

1993

Heinz Weßling

Denkmalsweg 1

1994

Arnold Veerhoff

Wietser Horst

1995

Günther Chluba

Dankerser Str. 4

1996

Dieter Witte

Friller Str. 29

1997

Horst Röckemann

Vorm Walde 49

1998

Günter Kellermeier

Auf dem Brinke18

1999

Jürgen Alzen

Vorm Walde 51

2000

Gerd Budde

Cammer Brink 13

2001

Horst-Dieter Heine

Cammer Brink 10

2002

Heinrich Hattendorf

An der Riehe 4

2003

Karl-Heinz Bilo

Im Grund 18

2004

Christoph Wehking

Im Grund 36

2005

Friedrich Rösener

Vorm Walde 25

2006

Horst Röckemann

Vorm Walde 49

2007

Rainer Bade

Im Grund 10

2008

Axel Wohlgemuth

Auf dem Brinke 22

2009

Jürgen Alzen

Vorm Walde 51

2010

Gerd Deppermann

Friller Str. 8

2011

Rolf Heine

Dankerser Str. 22

2012

Angela und Gerd Budde

Cammer Brink 13

2013

Anita & Hansi Terner

Friller Str. 3

2014

Sabine & Thomas Weßling

Wietser Horst 1

2015

Günter & Brigitte Kellermeier

Auf dem Brinke 18

2016

Jörn & Geli Prange

Dankerser Str. 11

2017

Kristina & Matthias Kellermeier

Cammer Brink 11A

2018

Hubertus Terner

Gieseckenbrink 3

2019

Karsten & Sandra Bröker

Im Grund 34

2020

2021

2022

2023

Kein Ernebauer

Kein Erntebauer

Sven Witte

Rüdiger Stahlhut

-

-

Friller Str. 29

Am Tonloch 3

 

Umzüge anlässlich des Erntefestes

1949 – 1952 Wagenumzüge

1953 – 1964 Festmärsche

ab 1965 bis heute - Wagenumzüge

 

Im Dorf wurden bei den Bauern die Erntewagen phantasievoll mit Blumen, Getreide usw. geschmückt. Es war nicht angedacht, aber das Schmücken der Wagen entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem richtigen Wettbewerb. Jede Gruppe war bedacht den am besten dekorierten Wagen herzurichten. Eine Bewertung gab es allerdings nicht. Aber auch aus den umliegenden Dörfern nahmen Abordnungen mit geschmückten Wagen am Umzug teil. Am Umzug konnte jeder teilnehmen, der sich bei der Dorfjugend angemeldet hat.

 

In der Anfangszeit fand das Fest in der Regel am Samstag und Sonntag statt. Ender der siebziger Jahre kam der Freitag mit dem Fackelzug für Kinder dazu. Auf Grund der sehr guten Beteiligung immer ein sehenswerter Anblick des Fackelzuges. Mitglieder der Jugendfeuerwehr begleiten den Umzug und die Seniorenfeuerwehr sichert die gesamte Wegstrecke ab. Je nach Wetterlag gibt es einen kleinen oder auch mal etwas längeren Marsch durch die Gemeinde. Alle teilnehmenden Kinder erhalten dann im Festzelt kostenlos eine Bratwurst und ein Getränk.

 

Nachdem die Kinder auf dem Heimweg waren, wurde natürlich schon mal „vorgefeiert“ für die nächsten zwei anstrengenden Tage. Am Samstag findet traditionsgemäß ein Tanzabend statt. 1961 hat sich die Dorfjugend entschlossen vor dem Erntefest eine Spendensammlung auf freiwilliger Basis in der Gemeinde durchzuführen. Es kamen insgesamt 603,50 DM zusammen. Der Grund dieser Sammlung war, allen Einwohnern von Cammer einen freien Eintritt zum Tanzabend am Samstag zu gewähren. Diese Sammlung findet auch heute noch statt und sichert somit einen großen Teil der Kosten ab.

 

Der Umzug startet ab ca. 13:00 Uhr vom Festplatz mit der Fahrt zum Erntebauern. Anschließend geht die Fahrt weiter durch das ganze Dorf. Traditionell wird an den Ortseingängen (beim Baubetrieb Prange, dem Baubetrieb Wehrmann-Schmidt sowie Schuhhaus Niemann) ein Halt eingelegt und getanzt. Bis in den sechziger Jahren wurde auch immer auf der Kreuzung Dankerser Str./Friller Str. getanzt, leider ist das heute bei dem jetzigen Verkehrsaufkommen nicht mehr möglich. Endstation war in der Regel so gegen 17:00 Uhr am Festplatz. Es waren dort immer reichlich Zuschauer aus Nah und Fern versammelt um sich die Tänze der Kindertrachtengruppe und der Dorfjugend anzuschauen. Seit vielen Jahren machen dabei auch die Tanzgruppen von auswärtigen Teilnehmern des Wagenkorsos mit. Anschließend finden dann die Begrüßungsreden statt:

 

Ortsbürgermeister

 

Vertreter des Stadtrates der Stadt Bückeburg

 

Pastor der Kirchengemeinde Frille

 

In der Ernterede, vorgetragen von Erntemagd und Ernteknecht, werden immer die Ereignisse des Jahres in launigen Worten vorgetragen.

 

Zum Abschluss des Festes ging es nochmals zum Feiern und Tanz ins Festzelt. Der harte Kern hielt dann schon mal bis in die Morgenstunden durch.

 

Nach dem Fest muss auch wieder aufgeräumt werden. Dieses ist natürlich mit Hauptaufgabe des Veranstalters (der Dorfjugend). Obwohl bei dem Einen oder Anderen sicher leichte Nachwehen vom Vortage vorhanden waren, ist diese Aufgabe bis heute immer zufriedenstellend durchgeführt worden.

 

Besondere Entwicklung des Erntefestes seit 2012

Die Dorfjugend hat sich immer viel Mühe mit der Ausrichtung des Festes gegeben. 2012 kam die Idee, die leerstehende Disco „Cammer 26“ wieder neu zu beleben. In Absprache mit dem jetzigen Eigentümer, Philipp Niemann, wurden der ehemalige Saal sowie das „Miller’s“ in den letzten 5 Jahren renoviert und saniert. In ganz vielen Arbeitsstunden wurde diese Arbeit geschafft. Heute sind der Saal, das „Miller’s“, die Toiletten sowie der Innenhof wieder in einem guten Zustand. Das Flair, auf einem „alten Saal“ zu feiern, schafft eine besondere Atmosphäre. Stetig steigende Besucherzahlen bestätigen diese Annahme.

 

Gruppenbild Dorfjugend 2016

 

Als besonderen Highlight und Geheimtipp gilt inzwischen die Revival Party am Freitag vor dem Erntefest auf der sich auch viele „ältere Jahrgänge“, die früher Gäste der Disco waren, treffen.

 

Hoffen wir alle, dass unsere Dorfjugend weiterhin aktiv und erfolgreich das Fest gestaltet.